Dittweilerer Dorffahne im Weltall

Süßkirschenblüten

Im nachfolgenden einiges über die Geschichte und Umstände eines Unikates, das nicht in München, nicht in Hamburg und nicht in Berlin, aber in unserem kleinen Örtchen Dittweiler in der Westpfalz vorzufinden ist. Es handelt sich hier um unsere Weltraumfahne.

Hier einige Hintergrundinformationen:

Umfangreiche und langwierige familienhistorische Nachforschungen der Dittweilerer Familie Becker, führten 1991 zu einem ersten Zusammentreffen mit Nachkommen einer Auswandererfamilie Kreis/Becker, in Chicago. Bei Gesprächen über die Historie der Familie fiel erstmals die Erwähnung eines Astronauten an einer anderen Ecke des Familienclans. Nähere Auskünfte wurden nicht gegeben und man teilte mit, dass auch von der NASA keine Auskünfte zu erwarten seien.

Im weiteren Verlauf der Reise war ein Treffen mit einer anderen entfernten Verwandten in St.Louis. Nachdem das Thema – gemeinsamer Verwandter als NASA Astronaut – erörtert war, wandte sich die Dame aus St. Louis an die NASA und erbat Informationen für "schulische Zwecke". Dazu war man bei der Raumfahrtorganisation zu Auskünften bereit und der Kontakt konnte hergestellt werden. Da der Astronaut Jerry L. Ross ebenfalls genealogisch interessiert und aktiv ist, setzte ein intensiver Austausch von Fakten und Daten ein, der bis heute noch nicht abgerissen ist.

Jerry L. Ross wurde 1948 in Crown Point/ Indiana geboren. Nach einem Studium an der Purdue Universität erwarb er 1970 und 1972 seine akademischen Grade wie Bachelor of Science, Master of Science und Grade in Mechanical Engineering. Nach dem Eintritt in die U.S. Air Force befaßte er sich mir der Entwicklung von Triebwerken und deren Flugerprobung. In 1979 erfolgte die Abstellung als Astronaut zur NASA. Seitdem nahm Jerry L. Ross, insgesamt, an sieben Space Shuttle Missionen teil. Für die für März 1993 geplanten und im April durchgeführte STS 55- D 2 Mission war Jerry als der sogenannte „Payload Commander“ mit dabei. Diese Mission war die zweite deutsch gesponserte Mission und Jerry war in dem Gremium das mit über die Auswahl der beiden deutschen Astronauten zu entscheiden hatte. Die Auswahl vollzog sich in Köln, sodass für Jerry eine Dienstreise nach Deutschland anstand.

Hier in Dittweiler nahmen seine Verwandten die Gelegenheit wahr um Jerry zum Ursprungsort seiner Familie einzuladen, was er auch freudig annahm. Als er seine Weiterreise nach Köln antrat, hinterließ er eine Einladung nach Kap Kennedy zum Start, sowie das Angebot eine Ortsflagge mit auf die Reise zu nehmen um diese danach wieder zurückzubringen. Freudig wurden die beiden Angebote angenommen, bei Ehepaar Becker bereitete man sich auf die Florida Reise vor und der Ortsbürgermeister Weber machte sich an die Beschaffung einer Fahne in der Größe von ca. 60 x 120 cm. Wie versprochen, war dann die Ortsfahne von Dittweiler mit im Gepäck von Jerry L. Ross und legte dabei 6,5 Millionen Kilometer, bei 160 Erdumkreisungen, zurück.

Übergabe der von Astronauten signierten Fahne

An Pfingsten 1993 wurde die Fahne, die von allen sieben Astronauten signiert ist, an den Ortsbürgermeister und die Bevölkerung wieder zurückgegeben. Diese Rückgabe fand im Rahmen einer eindrucksvollen Feierstunde im Bürgerhaus von Dittweiler statt. Die Weltraumfahne ist seitdem im Dittweilerer Bürgerhaus in einer Vitrine ausgestellt und kann dort von Interessenten besichtigt werden. 

Hintergründe der Auswanderung

Nun noch einige Worte zum auswanderungsgeschichtlichen Hintergrund. Das Dittweilerer Ehepaar Jakob Kreis und Wilhelmine Becker wanderten 1867 zunächst nach Tiffin/Ohio und später nach North Bend/ Indiana in den U.S.A. aus. Auswanderungen gehörten bei beiden Ehepartnern zur Familiengeschichte. Sechs Mitglieder der Becker Familie, der Ehefrau, übersiedelten von Dittweiler nach Sebewaing/Michigan, Flint/Michigan, Tiffin/Ohio und nach North Bend/Indiana.

Bei seinem Ausscheiden aus dem aktiven Astronautendienst im Jahr 2002 war Jerry ein mehrfacher Rekordhalter. Nicht nur die sieben Missionen waren zu diesem Zeitpunkt einmalig, auch seine vierundvierzig Stunden und neun Minuten als sogenannter „Spacewalker“ waren damals unerreicht, als weitere Einmaligkeit zählten seine eintausend einhundert und dreiunddreißig Stunden die er im Weltall zubrachte. Erwähnenswert ist auch Jerry’s Besuch auf der russischen Raumstation MIR, im Rahmen einer Raumfahrtmission.